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Bulletin 03 | Dezember 2025
IDENTITÄTEN

Die Bedeutung von starken Identitäten – Branding, Marketing und Kommunikation im Sport

In einer Welt, in der Sport und Marken eng miteinander verwoben sind, spielen gezieltes Marketing, effektive Kommunikation und strategisches Branding eine entscheidende Rolle. Wir beleuchten, wie Athlet*innen und Clubs nicht nur ihre sportlichen Leistungen präsentieren, sondern auch starke Persönlichkeiten entwickeln, die im Herzen ihrer Gemeinschaften, Zielgruppen und bei ihren Sponsoren stehen. Gleichzeitig betrachten wir, wie Unternehmen und Swiss Olympic ihre Identität in der digitalen Ära weiterentwickeln und sich am Markt und gegenüber ihren Stakeholdern positionieren. Freut euch auf interessante Einblicke, aktuelle Trends und inspirierende Beispiele, die zeigen, wie durchdachtes Marketing, Branding und Kommunikation zu nachhaltigem Erfolg führen können. Viel Spass beim Erkunden der vielfältigen Facetten dieser Identitäten!

Alban Aebersold

Kaderathlet Swiss Fencing

Alban, du bist U20-Weltmeister 2024, noch sehr jung und betreibst trotzdem bereits Marketing und Kommunikation auf hohem Niveau. Woher kommt diese Affinität, dieses Know-how?
Alban: Ich würde sagen, dass mir meine Familie, die Sportarmee und meine Lernbereitschaft eine gute Grundlage im Bereich Marketing verschafft haben. Meine Familie hat mir viele wertvolle Ratschläge gegeben, beispielsweise zur Formulierung von Sätzen, zu Elementen, die ich in meine Sponsoring-Unterlagen aufnehmen sollte, oder sogar dazu, wie ich mich bei wichtigen Terminen kleiden sollte.

Während meiner Spitzensport-RS gab es Workshops, in denen ich lernte, mich selbst zu vermarkten und mich den Medien zu präsentieren. Schliesslich hat mir die Tatsache, dass ich vor Ort war und selbst Kontakt zu Unternehmen aufgenommen habe, die Möglichkeit gegeben, mir diese Grundlagen im Marketing anzueignen.

Inwiefern ist ein gewisser Grad an Professionalität im Marketing und in der Kommunikation für Athlet*innen heute wichtig?
Ich halte es für sehr wichtig, ja sogar für notwendig, professionell zu sein und sich in den Bereichen Kommunikation und Marketing wohlzufühlen. Als Spitzensportler muss man sich oft öffentlich äussern und sich manchmal auch in den Vordergrund stellen.

Ich denke, dass man mit einer gewissen Gewandtheit in diesen Bereichen bei Sponsoren punkten kann. Sportler*innen, die keine Arbeitsanstellung haben, sind von diesen stark abhängig.

Ich würde behaupten, dass dein Name schon ziemlich etabliert ist. Wie wichtig ist dir deine persönliche Markenbildung?
Ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht, mir eine persönliche Marke aufzubauen. Ich versuche, gegenüber den Menschen, denen ich begegne, authentisch und natürlich zu bleiben. Ich würde also sagen, dass es für mich nicht das Wichtigste ist, mir eine persönliche Marke aufzubauen, sondern vielmehr, grundsätzlich integer und respektvoll zu sein.

Welche Strategien nutzt du, um deine Marke bekannt zu machen und Aufmerksamkeit zu generieren? Und welche Trends beobachtest du?
Meiner Meinung nach ist es wichtig, dem Leser zwei Dinge zu zeigen, um sein Interesse zu wecken. Zum einen mein Interesse an seinem Unternehmen und zum anderen, dass die Message personalisiert ist und nicht nur ein kopierter Text. Um meine Marke bekannt zu machen, versuche ich, den Personen, die ich kontaktiert habe, regelmässig auf dem Laufenden zu halten.

Hast du Tipps für andere Athlet*innen, die ihre eigene Marke entwickeln möchten?
Als Ratschlag würde ich die oben genannten Punkte wiederholen, aber ich würde noch Folgendes hinzufügen:

  1. Bleibe dir selbst treu und versuche nicht, dich als jemand anderes auszugeben.
  2. Erstelle personalisierte Messages, indem du dich vorher über die Unternehmen informierst, anstatt allen die gleichen Dossiers zu schicken.
  3. Sei geduldig, denn diese Dinge erfordern Zeit und Sorgfalt. Daher würde ich sagen: Qualität geht vor Quantität. Meiner Meinung nach ist es besser, zehn gute Sponsoring-Anfragen zu verschicken als hundert.
  4. Wenn du professionell auftreten möchtest, solltest du eine eigene Website erstellen (es gibt kostenlose Optionen; ich habe meine beispielsweise mit Canvas erstellt), dich in sozialen Netzwerken wie LinkedIn anmelden und gute Fotos für deine Sponsoring-Unterlagen haben.
  5. Frage deine Eltern oder Verwandten um Rat, wenn es um Formulierungen, Kontakte und Ideen für Unternehmen geht, die du kontaktieren möchtest.

All diese Tipps haben bei mir funktioniert. Ich würde nicht sagen, dass sie für jeden funktionieren, aber sie können helfen.

Welche Kanäle und Plattformen sind für dich am effektivsten, um deine Eigenpromotion bestmöglich zu gewährleisten?
Ich finde, dass mir LinkedIn, Instagram und meine Website die optimale Möglichkeit bieten, News im Zusammenhang mit meinen Sponsoren zu veröffentlichen.

Welche Massnahmen ergreifst du, um deine Kommunikation authentisch und glaubwürdig zu halten?
Um Glaubwürdigkeit und Authentizität zu wahren, muss ich meiner Meinung nach bei mir selbst anfangen. Ich verwende daher keine KI, um meine Texte zu erstellen. Wie bereits erwähnt, ist es mir wichtig, mir dafür Zeit zu nehmen. Ausserdem versuche ich, meine Kommunikation so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten.

Wie gehst du mit öffentlicher Kritik oder negativen Kommentaren um, um deine Marke zu schützen?
Zum Glück habe ich nicht wirklich negative Kritik erhalten, sondern eher Ratschläge von meinen Angehörigen. Ich nehme sie gerne an, denn so kann ich lernen und mich verbessern.

Welche Rolle spielen Community-Events oder lokale Fechtturniere in deiner Marketing- und Promotionsstrategie?
Ich habe keine eigentliche Marketingstrategie. Wenn ich an Gemeinschaftsveranstaltungen oder lokalen Fechtturnieren teilnehme, dann eher aus Lust und Laune als aus Marketinggründen.

Gab es besondere mediale Aktionen oder Kampagnen, die dir dabei geholfen haben, deine Bekanntheit zu steigern?
Ich würde sagen, dass mein Publikum stärker reagierte, als ich zum ersten Mal in die Fernsehsendung «Léman Bleu» eingeladen wurde, oder wenn ich auf Instagram Beiträge zu Veranstaltungen mit meinen Sponsoren veröffentliche.

Du verfügst heute über ein beachtliches Portfolio an Sponsoren und Partnern. Wie wählst du potenzielle Sponsoren und Partner aus, und wie gelingt es dir, sie von deinem Potenzial und der Einzigartigkeit des Fechtsports zu überzeugen?
Ich hatte eine Reihe von Sponsoren im Kopf, mit denen ich schon immer zusammenarbeiten wollte. Nach meinem Weltmeistertitel dachte ich mir, dass es an der Zeit sei, sie zu kontaktieren.

Ich habe mich daher auf Unternehmen konzentriert, deren Werte mir wichtig sind und die in Bereichen tätig sind, die mich interessieren, beispielsweise in der Uhrenindustrie oder der Finanzwelt.

Ich glaube, dass die Unternehmen von meinem Potenzial überzeugt sind, da ich Junioren-Weltmeister bin und mich durch Engagement und Entschlossenheit auszeichne.

Worauf achtest du bei der Zusammenarbeit?
Bei einer Zusammenarbeit achte ich darauf, dass alles korrekt abläuft und die vereinbarten Gegenleistungen tatsächlich realisierbar sind.

Mir ist es wichtig, dass es keine Missverständnisse zwischen den beiden Parteien gibt und die Erwartungen übereinstimmen.

Hast du Tipps für andere Athlet*innen, wie sie ihre Sichtbarkeit erhöhen und Sponsoren finden können?
Um sich zu profilieren und an Sichtbarkeit zu gewinnen, ist es meiner Meinung nach wichtig, engagiert zu sein und sich zu trauen, sich in den Vordergrund zu stellen, ohne dabei jedoch eitel zu sein. Man sollte sich jedoch nicht zum Posten zwingen, sondern dies eher tun, wenn man Lust dazu hat.

In den sozialen Netzwerken präsent zu sein, ist wichtig, aber ich würde nicht sagen, dass dies für alle Sponsoren eine Verpflichtung ist, auch wenn es für einige tatsächlich eine Notwendigkeit ist.

Und zu guter Letzt: Dein grosses Ziel ist Los Angeles 2028. Hast du neben den sportlichen Leistungszielen bereits bestimmte unterstützende Marketing- und Kommunikationsmassnahmen geplant?
Ich habe mir noch keine Gedanken über Marketingmassnahmen im Hinblick auf mein Ziel, mich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, gemacht. Aber ich werde mich zu gegebener Zeit damit befassen! Zunächst möchte ich mich auf den sportlichen Aspekt konzentrieren.

Beni Huggel

Co-Founder & Sales Athletes Network

Beni, unsere Leser*innen kennen dich aus deiner aktiven Zeit als Profi-Fussballer, als Referent, Coach, SRF-Fussballexperte oder sogar persönlich. Ehrlich: Wie schwierig ist der Übergang in die Zeit nach der aktiven Karriere wirklich und welche sind die grössten Herausforderungen dabei?
Beni: Ich bin der Meinung, dass sich das für jeden Spitzensportler anders anfühlt. Bzw. gibt es mehrere Aspekte, die Schwierigkeiten bereiten könnten. Beispielsweise fragen mich die Leute immer, ob für mich der fehlende Applaus das grösste Problem war nach dem Rücktritt. War es nicht. Ich hatte viel mehr Mühe mit der Findung einer neuen beruflichen Identität und dem Verlust meiner Liebe zum Ball zum Fussball. Als Spitzensportler war ich ein «Experte». Danach schauten mich viele mitleidig an und meinten, dass das halt schon schwierig sei wieder einen Job zu finden. Mit diesem Mitleid konnte ich zu Beginn gar nicht umgehen. Das ist zum Glück heute kein Thema und ich bin glücklich in der Nachsportkarriere.

Im Sport kommt es immer wieder zu Rücktritten von Rücktritten aus unterschiedlichen Gründen. Wie hoch schätzt du den Prozentsatz derjenigen ein, die wieder einsteigen, weil sie Schwierigkeiten mit dem Übergang ins Leben nach der Sportkarriere haben?
Schwergewichtsboxer Joe Louis prägte den Satz: They never come back. Ich kenne den Prozentsatz nicht von den Spitzensportler*innen, die den Rücktritt vom Rücktritt vollziehen. Ich würde jedem davon abraten, da selten die ehemalige Leistungsfähigkeit erreicht werden kann. Zudem wird der Prozess von der aktiven in die Nachsport-Karriere einfach um 2 bis 3 Jahre nach hinten verschoben. Und das Leben hält nach der aktiven Spitzensportkarriere noch vieles anderes bereit.

«Beni Huggel» – dein Name hat mittlerweile Markencharakter. Wofür steht diese Marke heute?
Danke für diese Frage und den Zusammenhang meines Namens mit dem Begriff «Marke». Ich kann keine professionelle Antwort zu dieser Frage geben. Eine Auswahl von Feedbacks von vielen Menschen gehen in folgende Richtung: Authentisch, ehrlich, auch mal witzig und selbstironisch.

Ich stelle fest, dass das Bild vieler Menschen, wenn sie mit mir persönlich sprechen, ziemlich deckungsgleich mit ihrem Eindruck meiner öffentlichen Person ist. Wahrscheinlich wirkt das vertrauensvoll.

Inwiefern unterscheidet sich deine Strategie der Selbstvermarktung jetzt als Unternehmer und TV-Experte von der Zeit, als du noch als Fussballprofi aktiv warst?
Gute Frage. Als Fussballer habe ich mich nicht so stark darum gekümmert. Als FC Basel war oder ist man in Basel sehr beliebt und im Rest der Schweiz sehr unbeliebt. Zudem habe ich erst nach meiner Karriere begonnen die Social Media Kanäle zu nutzen. Und eine Strategie habe ich nur bedingt, da ich meistens aus guter Laune heraus diese Kanäle nutze.

Viele junge, aktive Athlet*innen vermarkten sich vor allem über Social Media – wo siehst du die Chancen und wo die Risiken dabei?
Die Chancen sind sehr gross und es macht sehr viel Sinn, diese Kanäle als Plattform zu nutzen, um Persönliches, Spannendes oder Sportliches zu verbreiten. Gegenüber zu meiner Aktivzeit, als es das noch nicht gab, besteht auch die Möglichkeit ungefiltert und unabhängig von Zeitungen etc. die eigene Meinung zu verbreiten. Die Risiken sind, dass es User gibt, die ihre eigene Struggles auf den jeweiligen Social Media Profilen ausbreiten. Und ob mit oder oder Social Media. Wenn man erfolgreich wird, erzeugt das Neid.

Lektion 1 ist, dass man nicht allen gefallen kann und den eigenen Weg gehen soll. Also keine negativen Kommentare lesen. Und falls es trotzdem mal passiert, blockieren und nicht zurückschreiben.😎

«It’s not what you know, it’s who you know» – wie wichtig ist es, bereits während der aktiven Zeit als Profisportler*in ein persönliches Netzwerk für die Karriere danach aufzubauen? Und wie sollte dieses idealerweise gestaltet sein?

Das ist sehr wichtig. Die Kontakte, die du während deiner aktiven Karriere aufbaust, können dir in der Zukunft helfen.

Als Beispiel hilft es sich zu informieren, wen man an gewissen Events treffen könnte und sich auf diese Begegnungen vorbereiten. Dann weiter: ehrliches Interesse zeigen. Weiter sich ein paar Skills aufbauen, um das Gespräch zu lenken. Was oft passiert ist, dass man als Sportler immer «interviewt» wird. Schmeichelt dem Ego – man erfährt aber nichts vom Gegenüber. Daher Fragen stellen und Interesse zeigen.

Bulletin – Beni Huggel

Zusammen mit Dave Heiniger und Niels Hintermann hast du «Athletes Network» gegründet, das Schweizer Netzwerk für aktive und ehemalige Athlet*innen, bei dem auch Swiss Fencing Partner ist. Kannst du uns die Idee dahinter kurz erläutern?
Die Idee dahinter ist zwei Bedürfnisse zusammen zu bringen. Das Bedürfnis der Wirtschaft nach Mitarbeitenden mit gutem Mindset, dem Athletes Mindset und das Bedürfnis von Spitzensportler*innen mit ihren diversen Lebensläufen während oder nach ihrer Spitzensportkarriere sich in der Arbeitswelt zu bewegen.

Welche Marketing- und Kommunikationsmassnahmen habt ihr bei der Gründung ergriffen, um Athletes Network bekannt zu machen und für Partner, Investoren, Mitarbeitende sowie Athlet*innen attraktiv zu präsentieren? Wie wichtig waren dabei dein Name und deine Bekanntheit? Wie wichtig ist er heute noch?
Wir haben über unsere Social Media Kanäle kommuniziert. Vor allem über meine, weil Mitgründer Dave Heiniger zu Beginn gar noch keinen Insta-Kanal besass…😜 Ich denke, meine Bekanntheit ist oft ein Türöffner und Eisbrecher und hilft uns sicherlich immer noch.

Wie hat sich dein Verständnis von Erfolg verändert, seitdem du deine Profi-Fussballschuhe an den Nagel gehängt hast?
Gute Frage. Mein Verständnis hat sich komplett verändert, da ich mich zuerst in andere Disziplinen hineinbewegen musste. Ich habe das Gefühl, dass ich immer noch am Lernen bin. Zudem definiere ich je länger je mehr familiäre und freundschaftliche Dinge als Erfolg.

Swiss Fencing legt grossen Wert auf die Karriereplanung nach der aktiven Zeit als Profisportler*in. Es ist eine Win-Win-Situation, wenn das bestehende Know-how der Athlet*innen weiterhin für den Fechtsport genutzt und erweitert wird. Wie genau sieht das Angebot des Athletes Network in diesem Bereich für Sportverbände und Vereine aus?Bei uns auf der Job-Plattform, die nur für die Athlet*innen bestimmt ist und ein Login benötigt, können alle unsere Partner-Firmen, -verbände, -vereine, etc. ihre Stellen teilen. Das bedeutet, dass auch Jobs von Verbänden und Vereinen für die Athlet*innen aufgeschaltet sind.

Für Swiss Fencing bietet das die Möglichkeit, Jobs allen Spitzensportler*innen und nicht nur den Fechter*innen zur Verfügung zu stellen.

Zudem wollen trotz viel Know-how nicht alle Spitzensportler*innen nach ihrer Aktivkarriere einen Job im Sport-Ecosystem anstreben. Daher leben wir einen ganzheitlichen Ansatz.

Welche Rolle spielen Fort- und Weiterbildungen für Sportler*innen bei der Vorbereitung auf eine Karriere nach dem Sport?
Wir schaffen das Bewusstsein und ermutigen alle Spitzensportler*innen sich edukativ auf die Zeit nach dem Spitzensport vorzubereiten. Für Athlet*innen, die sich Profisportler*innen nennen dürfen, ist das meist die einzige und wichtigste Möglichkeit, sich auf die Zeit danach vorzubereiten. Zudem rät man jemandem, der in einem Büro sitzt auch als Ausgleich sich zu bewegen und Sport zu treiben als Ausgleich. Das gleiche Prinzip gilt ja auch in die andere Richtung. Es macht sehr viel Sinn als Spitzensportler*in als Ausgleich eine Fern- und Weiterbildung zu besuchen. Und als Mitglied des Athletes Network erhalten die Spitzensportler*innen sogar Rabatt für Lehrgänge bei unseren Ausbildungspartnern.

Welche Fehler machen Athlet*innen deiner Meinung nach am häufigsten bei der Planung ihrer Nachsportkarriere?
Gerade in Sportarten, in denen viel Aufmerksamkeit, Ruhm und Geld zu holen sind, überschätzen sich Athlet*innen oft. Ich lese immer wieder, dass sie gerne ihre Erfahrungen weitergeben möchten. Das clever zu monetarisieren ist nicht so einfach.

Zudem geben sich aufhörende Athlet*innen zu wenig Zeit, um sich eine neue berufliche Identität zu geben. Man muss nicht nach sechs Monaten nach Karrieren Ende schon wieder super erfolgreich sein.

Abschliessend, Beni: Welche Ratschläge würdest du Athlet*innen geben, die darüber nachdenken, nach ihrer Sportkarriere unternehmerisch tätig zu werden?
Das ist eine der beruflichen Möglichkeiten, die man nach oder schon während einer Spitzensport-Karriere.

Meine Erfahrung zeigt, dass Unternehmertum auch eine Sportart/Disziplin ist und das es Sinn macht, sich auf diesen Abschnitt vorzubereiten.

Unter anderem rate ich jedem/jeder, die diesen Weg der Gründung gehen möchte, sich mit anderen Personen auszutauschen, die diesen Schritt schon hinter sich haben. Ein BWL Background hilft sicherlich auch, um einfache Fehler zu vermeiden.

Séverine Charbonnet-Lusson &
Evelyne Rivat Métrailler 

Société d'Escrime de Sion / AVES

Frau Charbonnet-Lusson, Sie sind Co-Präsidentin der Société d’Escrime de Sion. Wie sind Sie zu diesem Amt gekommen?
SéverineCharbonnet-Lusson: Zunächst engagierte ich mich als Mutter von zwei jungen Fechtern, die noch immer in der Société d’Escrime de Sion aktiv sind. Dann war ich für die Organisation eines Skitags für die Mitglieder zuständig, ausserdem war ich als Erste-Hilfe-Beauftragte beim jährlichen Turnier tätig und half gleichzeitig am Waffelstand. Anschliessend übernahm ich die Nachfolge von Evelyne Rivat Métrailler, die sieben Jahre lang als Clubsekretärin und Medienbeauftragte im Vorstand der SES tätig war. Schliesslich habe ich mein Interesse bekundet, die Co-Präsidentschaft der SES zu übernehmen, als einer der beiden Präsidenten zurücktrat. Ich danke dem Co-Präsidenten Jean-Charles Zimmermann übrigens dafür, dass er mir immer zur Seite steht. Durch meine berufliche Tätigkeit als Oberschwester bin ich mit Führungsarbeit vertraut und hatte grosse Lust, mich für den Fechtsport im Wallis zu engagieren.

Auf Ihrer Website ist die Geschichte des SES zu lesen – eine sehr bewegte, noch dazu! Können Sie in ein paar Sätzen formulieren, wer die SES heute ist und was sie ausmacht?
Die Société d’Escrime de Sion kann auf eine lange Erfolgsgeschichte zurückblicken (siehe Website). Was diesen Club jedoch vor allem auszeichnet, ist seine familiäre Atmosphäre. Beim Training treten die Senior*innen und Elitefechter gegen die Jüngeren oder weniger Erfahrenen an. Diese Konstellation erzeugt eine positive Energie, von der alle profitieren.

Nicht zu vergessen ist der Walliser Esprit, der bergig und sehr kämpferisch ist, wie bereits der Gründer des Vereins, Michel Evéquoz, im Jahr 1945 betonte.

Um gezielt Marketing zu betreiben, ist das Erfassen der spezifischen Gegebenheiten in Ihrem Einzugsgebiet von grösster Bedeutung. Können Sie uns schildern, was Ihr Einzugsgebiet ausmacht und wo die Herausforderungen liegen?
Die Herausforderungen entsprechen den Besonderheiten des Kantons Wallis. Sion liegt im Rhonetal und zählt rund 37.000 Einwohner*innen. Die Seitentäler und Gemeinden rund um die Hauptstadt sind für ihre zahlreichen Fechter*innen bekannt. Mit Ausnahme der Einwohner*innen von Sion müssen alle anderen Personen, die sich für das Fechten bei der SES interessieren, eine längere Anreise in Kauf nehmen – sei es mit dem Auto, dem Zug oder dem Bus. Für diese verstreut lebende Bevölkerung müssen Lösungen gefunden werden, beispielsweise in Form von Fahrgemeinschaften. Im Vergleich zu den zahlreichen Sportangeboten wie Fussball, Hockey, Basketball, Skifahren und Leichtathletik bleibt das Fechten jedoch ein Nischensport.

Die Herausforderungen für den Fechtsport im Wallis bestehen darin, seine Sichtbarkeit in der lokalen und internationalen Presse aufrechtzuerhalten sowie seine Ergebnisse in allen Kategorien hervorzuheben, um im Bewusstsein der Menschen präsent zu bleiben. Das Einzugsgebiet beschränkt sich auf das Wallis.

Sind die spezifischen Gegebenheiten in Sion und Umgebung entscheidend für die Definition Ihrer Zielgruppen, die Mitgliederstruktur und das Angebot der SES?
Es wird alles dafür getan, die Wünsche der Mitglieder zu erfüllen. Der Club ist repräsentativ für die Walliser Bevölkerung. Viele Jahre lang gingen die Kinder aus der Stadt Sion zu Fuss zur Fechthalle, obwohl es das heutige Angebot an verschiedenen Sportarten noch nicht gab. Das war einfach und eine gute Lebensschule für diese jungen Fechter*innen, von denen einige zu grossen Champions wurden (Evéquoz, Pfefferlé, Lamon, Géroudet usw.). Kürzlich erzählte eine bekannte Walliser Schauspielerin im Fernsehen von ihren Fechtjahren im Club, die für ihre Kindheit sehr wichtig gewesen seien.   

Nicht jeder Kanton hat einen eigenen Fechtverband. Wie eng ist die Zusammenarbeit mit der Association Valaisanne d’Escrime (AVES) und welche Synergien können genutzt werden?
Die Association Valaisanne d’Escrime (AVES) wurde im Jahr 1998 von einer kleinen Gruppe begeisterter Fechter*innen gegründet. Seither setzt sie sich für die Förderung des Fechtsports auf kantonaler Ebene ein. Die Zusammenarbeit hat sich im Laufe der Jahre stark weiterentwickelt. So ist die Anzahl der Clubs gestiegen, es wurde eine Plattform für Diskussionen und gemeinsame Projekte geschaffen, beispielsweise durch die Organisation einer Walliser Meisterschaft und eines Walliser Cups, der über die Saison verteilt in mehreren Runden ausgetragen wird. Darüber hinaus wurden Werbeveranstaltungen wie die «Family Games» und Vorführungen in Supermärkten organisiert, es wurde gemeinsam Material gekauft (Bahnen, Fechtbekleidung, Ausrüstung für Erwachsene für Firmenfeiern usw.) und es fand eine Zusammenarbeit mit J+S-Leiter*innen statt, die junge Walliser zu den Europameisterschaften (Basel) und Weltmeisterschaften (Mailand) mitgenommen haben, um ihnen die Atmosphäre dieser Veranstaltungen näherzubringen.

Was bei der AVES geschieht, könnte ein Beispiel dafür sein, was auf Schweizer Ebene möglich wäre.

Inwiefern arbeiten Sie mit lokalen Schulen, anderen Sportvereinen oder Organisationen zusammen, um Ihre Reichweite zu erhöhen?
Es wird alles getan, um möglichst vielen Menschen das Fechten näherzubringen.  Zu Beginn jedes Schuljahres findet in der Halle ein Tag der offenen Tür statt. In angenehmer Atmosphäre können Kinder und ihre Eltern unter Anleitung des Fechtmeisters, der Clubfechter*innen und der Senior*innen zum ersten Mal eine Maske aufsetzen und einen Degen in die Hand nehmen. Nach dem Training gibt es einen Raclette-Plausch. Darüber hinaus gibt es das ganze Jahr über das freiwillige Schulsportangebot, «Passeport Vacances» im Sommer sowie Veranstaltungen in den Schulen.

Welche Kanäle nutzen Sie hauptsächlich, um mit Ihren Mitgliedern und potenziellen Neumitgliedern zu kommunizieren?
Um die Mitglieder über verschiedene Turniere und Veranstaltungen zu informieren, werden am häufigsten E-Mails verschickt. Die Website des Clubs wird regelmässig mit News aktualisiert. Über eine WhatsApp-Gruppe organisieren Eltern und Jugendliche Fahrten zu Turnieren, finden verlorene Jacken wieder oder verschicken Fotos vom Podium. Kurz gesagt ist es ein unverzichtbares Werkzeug, um schnell Antworten zu erhalten.

Wie gestalten Sie Ihre Öffentlichkeitsarbeit, um das Interesse für das Fechten und für die SES zu fördern?
Evelyne Rivat Métrailler: Seit mehr als 15 Jahren bin ich auf Wunsch der AVES (Association Valaisanne d’Escrime) für die kantonale Kommunikation rund um diesen Sport zuständig. Da ich dank meines fechtenden Sohnes zahlreiche Wettkämpfe in der Schweiz und in Europa verfolgt habe, konnte ich mir ein gewisses Wissen über diesen spannenden Sport aneignen.

Die Schweiz ist im internationalen Fechtgeschehen ein Winzling: Sie zählt etwa 2850 Lizenznehmer*innen, während es in Frankreich 60’000 sind. Aus diesem Grund ist regelmässige Kommunikation unerlässlich.

Die Kantonszeitung (Le Nouvelliste) ist das zuverlässigste Medium, um Sportinformationen zu verbreiten. Nach jedem Turnier – sei es die Weltmeisterschaft der Senioren, die U20-WM, der Europapokal der U17- und U23-Junioren, der CNJ-Cup, ein Freizeit- oder ein Veteranen-Turnier – schicke ich einen kurzen Text mit den Ergebnissen und Podiumsplätzen sowie ein Foto an die Verantwortlichen der Sportrubrik der Zeitung. Der Artikel erscheint dann online und am Tag nach dem Turnier in der Printversion. Diese Präsenz in den Medien trägt dazu bei, das Interesse der Bevölkerung für diese Sportart zu wecken. Die Nennung der Namen der Athlet*innen in der Zeitung ist sehr wichtig, denn im Wallis kennt man sich vor allem anhand der Nachnamen. Es ist eine Gesellschaft, die von einem starken Gemeinschaftsgefühl geprägt ist. Die Kinder freuen sich auch, wenn über sie berichtet wird, vor allem, wenn ein Foto von ihnen veröffentlicht wird. Bei Veranstaltungen wie den Europa- oder Weltmeisterschaften berichten oft das lokale Fernsehen Canal 9 oder RTS darüber. Diese Medienpräsenz ist ein Aushängeschild für potenzielle Gönner oder Sponsoren.

Verfolgen Sie eine Strategie für die Kreation und Durchführung von Events oder Turnieren?

Die Strategie besteht darin, Zeit zu investieren! Der Vorstand versucht, neue Ideen zu entwickeln, originelle Veranstaltungen zu organisieren und Familien rund um den Fechtsport zusammenzubringen. Das kollektive Engagement ist dabei äusserst wichtig.

Das Jugendturnier «Le tournoi de la Jeunesse de Sion» im März ist für seine tolle Atmosphäre bekannt. Die Stärke dieses Turniers liegt jedoch im Engagement der Kinder, Eltern und ehrenamtlichen Helfer sowie aller Mitglieder. Es besteht der Wille, diese beiden Wettkampftage erfolgreich durchzuführen, um Menschen anzulocken und die ganze Familie einzuladen, die Kämpfe auf den Pisten zu verfolgen. Der gesellige Aspekt ist ebenfalls sehr wichtig: An den Ständen werden Raclette, Crêpes und eine Tombola angeboten – einfach zum gemeinsamen Geniessen.

Sie verfügen über eine beachtliche Anzahl an Sponsoren und Partnern. Wie gestaltet sich die Sponsorengewinnung für die SES?
Zu den wichtigen und regelmässigen Partnern zählen vor allem die Stadt Sion, die Bourgeoisie von Sion und der Fonds du Sport mit der Loterie Romande. Alle anderen Sponsoren, die beim Turnier in Sion und in einem Festheft vorgestellt werden, sind das Ergebnis von Spendensammlungen, die über die Netzwerke der Vereinsmitglieder organisiert wurden. Wir möchten diese Gelegenheit nutzen, um ihnen für ihr Engagement für unseren Fechtclub zu danken.

Jedes Jahr beteiligen sich die Kinder, ihre Eltern und ihr weiterer Bekanntenkreis aktiv an der Suche nach Sponsoren, speziell für das Turnier. Das ist sehr energieintensiv, stärkt aber die Beziehungen zwischen allen Beteiligten. Manchmal erhält das Mitglied, das die meisten Spenden oder Sponsoren akquiriert hat, eine Klinge oder ein kleines Geschenk.

Gibt es spezielle Kampagnen, die besonders erfolgreich waren? Was haben Sie daraus gelernt?
Die oben bereits erwähnten Kampagnen «Family Games» und «Portes Ouvertes» sind Aktionen, die es der Walliser Bevölkerung ermöglichen, den Champions hautnah zu begegnen, Fechten auszuprobieren und sich mit dem Meister auszutauschen. Ausserdem kann man regelmässig die guten Ergebnisse der Fechter*innen in der Presse lesen. All dies trägt zur Förderung dieses Sports bei.

Der Fechtmeister spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, da er sein Wissen und seine Erfahrungen weitergibt und für Synergieeffekte in der Halle sorgt.

Der Beginn dieser Saison fällt mit der Ankunft eines neuen Fechtmeisters für die SES zusammen: Vassilis Georgiadis ersetzt Jean-Pierre Torda, der 20 Jahre lang an der SES unterrichtet hat.

Wie wichtig sind Testimonials oder Erfolgsgeschichten Ihrer Mitglieder – ich denke da zum Beispiel an Alexis Bayard oder Lucas Malcotti – für den Erfolg der SES?
Die internationalen Erfolge der Walliser Fechter, über die regelmässig in der Presse berichtet wird, wecken das Interesse der Bevölkerung für ihre Athleten. Derzeit werden Alexis Bayard und Lucas Malcotti besonders häufig erwähnt. Sie hatten die Ehre, bei mehreren Festveranstaltungen, wie den Walliser Sportauszeichnungen und dem Sportabend der Stadt Sion, von den kantonalen Behörden in Reden, bei Apéros und in geselliger Runde gelobt zu werden.

Anlässlich der Nominierung von Alexis Bayard für die Olympischen Spiele 2024 in Paris trafen sich zahlreiche Mitglieder in einem Café in der Altstadt zu einem Brunch, um die Wettkämpfe live auf einem Bildschirm zu verfolgen.

Als die SES im Jahr 2023 in Cagliari die Coupe d’Europe des clubs champions gewann – eine Premiere für die Schweiz – kamen die Kantonsbehörden, das lokale Fernsehen und der Verantwortliche des Fonds du Sport, um den vier Athleten Alexis Bayard, Lucas Malcotti, Clément Métrailler und Nicolas Albrecht persönlich zu gratulieren.

Viele Fechtvereine kämpfen damit, dass junge Talente nach einiger Zeit aus verschiedenen Gründen mit dem Fechten aufhören. Kennen Sie dieses Problem auch bei der SES? Wenn ja, welche Massnahmen ergreifen Sie, um die Abwanderung zu stoppen? Wenn nicht, verraten Sie uns Ihr Erfolgsgeheimnis?
Sport und insbesondere Fechten werden in der Schweiz nicht so hoch geschätzt wie in anderen Ländern. Es liegt daher nahe, dass es entscheidende Momente gibt, in denen junge Menschen den Sport aufgeben, um sich ihrer Arbeit oder ihrem Studium zu widmen. Einige finden Lösungen, um weiterhin Fechten zu können, aber das ist immer mit finanziellen Aspekten verbunden und bedeutet einen Kampf.

Manche Fechter*innen hören in jungen Jahren auf, kehren nach ihrem Studium oder ihrer Ausbildung aber manchmal zurück. Auf Clubebene gibt es einen stetigen Wandel.

Es müssen nicht so viele Massnahmen ergriffen werden. Vielmehr geht es darum, eine Clubatmosphäre zu schaffen, die die Menschen dazu motiviert, zu bleiben oder zurückzukommen.

Was das Geheimnis des Erfolgs angeht, so ist es wie mit dem Käse-Rezept: Man verrät es nicht!

Und zum Schluss noch eine letzte Frage: Welche Visionen haben Sie für die SES?
SéverineCharbonnet-Lusson: Als Co-Präsidentin der SES sind es meine Vision und mein Ziel, die Mitgliederzahl zu erhöhen, das Fechten, auch für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung, noch populärer zu machen und diesen wunderbaren Sport auf nationaler und internationaler Ebene zu fördern.

Als Fachfrau im Gesundheitswesen bin ich davon überzeugt, dass Fechten für die Jugend von heute und morgen von grossem Wert ist. Diesen Sport zu fördern, liegt mir besonders am Herzen. Denn körperliche Aktivität, Konzentration, Entscheidungsfindung, das Über-sich-Hinauswachsen, das Akzeptieren von Misserfolgen und Ausdauer sind wichtige Faktoren für die Entwicklung junger Menschen. Deshalb unterstütze ich aktiv das Fechten, das eine echte Schule fürs Leben ist.

Marc Schumacher

Leiter Abteilung Marketing & Kommunikation,
GL-Mitglied Swiss Olympic

Von der Werbewelt zum olympischen Gipfel: Marc, wie hast du den Sprung von der Werbewelt zum Marketing- und Kommunikationschef bei Swiss Olympic gemeistert?
Marc: Zu diesem «Sprung» zu Swiss Olympic habe ich vor rund 8 Jahren angesetzt und ihn bis heute nie bereut. Im Gegenteil: Die Welt des Schweizer Sports fasziniert mich auch heute noch mit ihrer Vielseitigkeit und Dynamik vom Breiten- bis zum Spitzensport. Obwohl es für mich damals ein Quereinstieg in das Sportsystem war, konnte ich auf meiner Erfahrung in der Marketing- und Kommunikationsarbeit aufbauen. Und meiner Leidenschaft für den Sport, da ich in jungen Jahren wettkampfmässig Tennis gespielt habe.

Inwiefern unterscheidet sich dein Arbeitsalltag bei Swiss Olympic von früheren Jobs?
Der Hauptunterschied liegt sicher darin, dass ich bei Swiss Olympic für eine einzige Unternehmung, bzw. Marke tätig bin. In meiner Zeit in der Unternehmensberatung und auf Agenturseite betreute ich jeweils mehrere Unternehmungen und unterschiedliche Marken.

Marketing – viele Menschen wissen nicht so genau, was das bedeutet. Kannst du unseren Leser*innen in ein paar kurzen Sätzen erklären, wie du Marketing im Kontext deiner Arbeit bei Swiss Olympic definierst?
In unserer Abteilung fokussieren wir aus dem ganzen Marketing-Mix auf zwei Bereiche: Einerseits auf die Markenführung und Kommunikationsarbeit von Swiss Olympic. Wir wollen die Marke Swiss Olympic, bzw. das Swiss Olympic Team erlebbar machen und unsere Community über die Aktivitäten von Swiss Olympic informieren. Andererseits beschäftigen wir uns mit der Vermarktung der Olympia-Thematik in der Schweiz. Wir betreuen die internationalen IOC-Partnerschaften und pflegen unsere eigene Swiss Olympic Partner-Familie mit dem Ziel, wertorientierte Partnerschaften für den Schweizer Sport auf- und auszubauen.

Ein Satz, den du während deiner Karriere sicherlich auch schon gehört hast: «In der Marketingabteilung wird unglaublich viel Geld verschleudert.» Stimmt das?
Das sehe ich natürlich ganz anders…

Aus meiner Sicht sind die Ausgaben der Marketingabteilung auch immer Investitionen in eine starke vertrauenswürdige Marke als Fundament unserer Organisation.

Aber klar: der Mitteleinsatz muss verhältnismässig sein und Sinn machen.

Wie wichtig ist Marketing überhaupt? Wie wichtig ist es für Swiss Olympic?
Bei Swiss Olympic steht die Sportförderung im Vordergrund und die Marketing- und Kommunikationsarbeit nimmt dabei eine unterstützende Rolle ein, die aber für die Funktion von Swiss Olympic von Bedeutung ist.

Welche Anspruchsgruppen stehen im Fokus deiner Arbeit und wie ist dein Team strukturiert, um allen gerecht zu werden?
Je nach Kommunikationsaufgabe sprechen wir verschiedene Anspruchsgruppen an. Im Zentrum stehen die Sportverbände und die Athletinnen und Athleten. Spezifische Kampagnen richten sich zum Beispiel auch an Trainerinnen/Trainer, Ehrenamtliche oder Lehrpersonen in Schulen. Eigentlich wollen wir aber die gesamte sportaffine Schweizer Bevölkerung ansprechen und über die wertvollen Programme von Swiss Olympic informieren.

Unser Team ist so aufgestellt, dass die Kommunikationsspezialist*innen klar definierte Themenbereiche der Abteilungen Swiss Olympic Team, Sport und Verbandsmanagement betreuen.

Welche Rolle spielen Partnerschaften und Sponsoren in deiner Marketing- und Kommunikationsstrategie? Kannst du uns von einem besonders eindrucksvollen Erfolg erzählen?
Die Akquisition und Betreuung der internationalen und nationalen Partnerschaften bilden die Basis unserer Vermarktungsbestrebungen. Wir sind dankbar über zahlreiche, langjährige Partnerschaften mit grösseren, aber auch kleineren Firmen, die sich zugunsten des Schweizer Sports engagieren.

Ein schöner Erfolg ist sicher die langfristige Verlängerung der Partnerschaften mit Ochsner Sport und On für die Swiss Olympic Team Collection bis ins Jahr 2034. Das gibt uns sowie den Partnern Planungssicherheit für den Bereich Bekleidungen mit langen Vorlaufszeiten.

Kommen wir auf den neuen Markenauftritt von Swiss Olympic zu sprechen, den du und dein Team 2020 zusammen mit einer Agentur umgesetzt habt. Was war der Grund für die Überarbeitung?
Wir haben uns vor rund fünf Jahren zu diesem Schritt entschieden, weil der damalige visuelle Auftritt etwas Staub angesetzt hatte. Deshalb wollten wir den Markenauftritt von Swiss Olympic auffrischen und emotional erlebbar machen.

Dabei war uns wichtig, dass wir eine behutsame Weiterentwicklung und keine Revolution anstreben. Wir haben auf den gut verankerten Stärken aufgebaut und die Schrift- und Bildwelt vereinfacht, reduziert und für die Online-Welt fit gemacht.

Der Markenclaim «Spirit of Sport»: Wie prägt dieser Claim die DNA eurer Marketing- und Kommunikationsstrategie?
Der Claim «Spirit of Sport» ist sozusagen das Markenversprechen von Swiss Olympic, das auf den olympischen Kernwerten Excellence, Respect und Friendship beruht.

Es verkörpert die Haltung von Swiss Olympic für einen gesunden, respektvollen, fairen und erfolgreichen Schweizer Sport und bildet den roten Faden für sämtliche Kommunikations- und Vermarktungsmassnahmen.

Digital, Social, KI: Wie integrierst du soziale Medien, digitale Plattformen und künstliche Intelligenz in deine Marketing- und Kommunikationsstrategie?
Da wir in der Regel über unsere eigenen Kanäle kommunizieren sind die Websites in Form von Content-Hubs sowie unsere Social-Media-Kanäle zur Generierung von Traffic zentral. Das sind unsere Hauptinstrumente in der Kommunikation.

Dabei erhält künstliche Intelligenz eine immer stärkere Bedeutung, sei es bei Übersetzungsarbeiten, Konzepten oder der Content-Entwicklung von Texten und Bildern.

Kannst du uns von einer besonders erfolgreichen Kampagne oder Initiative erzählen, die du bei Swiss Olympic umgesetzt hast?
Am meisten Beachtung erhalten jeweils unsere Fan-Aktivierungskampagnen rund um die Olympischen Spiele, bei denen wir die sportaffine Schweizer Bevölkerung auf die anstehenden Spiele einstimmen und zur Unterstützung des Swiss Olympic Teams auffordern. Für die Olympischen Spiele 2024 in Paris haben wir zum Beispiel das Swiss Olympic Fan-Phone ins Leben gerufen. Mit diesem konnten die Sportfans ihre Glückwunsch- und Gratulationsbotschaften direkt per WhatsApp an die Delegation in Paris richten.

Das hat mit knapp 2‘000 Botschaften und über 10 Mio. Impressionen sehr gut funktioniert und die Athletinnen und Athleten wie etwa Nino Schurter hatten grosse Freude an den Botschaften.

Wie misst du den Erfolg deiner Strategien und Kampagnen?
Wir führen kontinuierliche Reportings durch zur Performance unserer Websites und Social-Media-Kanälen sowie Auswertungen zur Zielerreichung unserer Kampagnen anhand der festgelegten Erfolgsgrössen. Die Erfolgsmessung ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit und hilft uns, zu lernen und besser zu werden.

Und zu guter Letzt: Was ist deine persönliche Vision für die Weiterentwicklung des Marketings und der Kommunikation bei Swiss Olympic?
Hier sehe ich zwei Herausforderungen: Zum einen gilt es für Swiss Olympic als KMU mit der rasanten Digitalisierung und den Möglichkeiten künstlicher Intelligenz Schritt zu halten. Neue technologische Möglichkeiten sollen uns dabei helfen, noch wirksamer zu arbeiten. Zum anderen werden wir prüfen, wie wir uns organisatorisch noch effizienter und agiler auf die zu kommunizierenden Themen von Swiss Olympic ausrichten können.

Loïc Ansermet

Säbelfechter, CEF Founex

Loïc, du bist seit 2014 auf der Piste mit dem Säbel anzutreffen. Du bist dieses Jahr 16 Jahre alt und betreibst trotzdem bereits Marketing und Kommunikation auf hohem Niveau. Woher kommt diese Affinität, dieses Know-how?
Loïc: Ich würde sagen, das kam ganz natürlich. Ich habe es schon immer geliebt, Dinge zu erschaffen: Bilder, Montagen, Videos. Neben dem Fechten erzähle ich gerne Geschichten mit Farben, Symbolen und Worten. Und nach und nach habe ich durch Übung Erfahrung in diesen Bereichen gesammelt. Ich habe keine speziellen Kurse oder Ausbildungen absolviert, sondern einfach experimentiert, beobachtet, was funktioniert, aus meinen Fehlern gelernt und versucht, jedes Element professioneller als das vorherige zu gestalten. Für mich ist Marketing keine Strategie, sondern eher eine Form der Sprache.

Der Fechtsport ist eine Nischensportart. Das heisst, er ist in der Öffentlichkeit kaum sichtbar. Du fechtest Säbel, der im Gegensatz zum Degen noch weniger verbreitet und bekannt ist. Vor diesem Hintergrund die Frage: Wie wichtig ist ein gewisser Grad an Professionalität im Marketing und in der Kommunikation für junge Athleten wie dich?
Das ist für unseren Sport unerlässlich.

Man kann nicht einfach darauf warten, dass die Sichtbarkeit einem in den Schoss fällt: Man muss sie sich erkämpfen. Das ist eine echte Kompetenz, die es zu entwickeln gilt.

Zwar kann man heute mit den sozialen Netzwerken sehr schnell viele Menschen erreichen, aber man muss dennoch wissen, wie man sich von anderen abhebt, um im Vordergrund zu stehen. Das ist ein wichtiger Schritt, um nicht nur die eigene sportliche Karriere voranzubringen, sondern auch, um junge Menschen zu motivieren, Fechten für sich zu entdecken und auszuüben. Vor einigen Jahren galt Kommunikation noch als «Bonus». Heute ist sie eine Notwendigkeit – insbesondere in Sportarten, die nicht massiv in den Medien präsent sind.

Du hast eine eigene Marke rund um deine Person kreiert – LA Fencing. Was ist die Idee dahinter und warum hast du dich für Englisch entschieden?
Die Idee ist, meinen Werdegang im Fechtsport aus einer anderen Perspektive zu zeigen – wie in einem Schaufenster. Es ist ein lebendiges Projekt, das sich mit meinen Plänen und Wünschen weiterentwickelt. So kann ich mein Leben – das Training, die Wettkämpfe usw. – inszenieren und gleichzeitig eine starke Identität bewahren. Ich habe mich für Englisch entschieden, weil ich mein Projekt immer über die Grenzen des französischsprachigen Raums hinaus gesehen habe. Das Fechten bringt Tausende von Menschen aus der ganzen Welt zusammen und ich wollte, dass der Name jeden direkt anspricht, egal woher er kommt. Zudem fügen meine Initialen «LA» eine Signatur hinzu, die alles, was ich tue, unter einer gemeinsamen Identität verbindet.

Welche Strategien nutzt du, um deine Marke bekannt zu machen und Aufmerksamkeit zu generieren?
Ich kombiniere mehrere Ansätze: Ich erstelle regelmässig Inhalte für soziale Netzwerke – mit Stories während der Wettkämpfe und Videos von Auftritten –, arbeite konsequent an meiner visuellen Identität und verknüpfe meine Kommunikation mit aktuellen Wettkämpfen.

Mein Ziel ist es, meinen Followern ein echtes Rundum-Erlebnis zu bieten, indem ich ihnen so nah wie möglich bin.

Das ist eine echte Herausforderung, denn man muss alles selbst machen (Erstellung, Verwaltung und Veröffentlichung) und gleichzeitig Sportler bleiben. Aber genau das macht das Projekt auch so persönlich.

Welche Kanäle und Plattformen sind für dich am effektivsten, um deine Eigenpromotion bestmöglich zu gewährleisten?
Meiner Meinung nach ist Instagram nach wie vor das effektivste Medium für mich. Die Plattform ist visuell, schnell, interaktiv und ermöglicht mir den direkten Kontakt mit der Community. Mit den Stories kann man den Moment teilen und mit aufwendigeren Beiträgen eine Ästhetik schaffen. Meine Website nutze ich als Hauptplattform: Dort findet man alle Informationen zu mir, von praktischen Angaben über Blog-Artikel bis hin zum Kalender und meinen Saisonergebnissen. YouTube nutze ich derzeit vor allem, um vollständige Videos meiner Kämpfe zu hosten. Das Format ist zwar recht roh, aber es gefällt denen, die die Action ohne Unterbrechungen verfolgen oder die Angriffe analysieren möchten. Langfristig möchte ich dort auch aufwendigere Zusammenfassungen, Übersichten oder sogar immersive Inhalte anbieten. Derzeit konzentriert sich mein Kanal aber auf die kompletten Kämpfe. TikTok ist eine Plattform, die ich ebenfalls beobachte, um vor allem ein jüngeres Publikum anzusprechen. Ich befinde mich jedoch noch in der Testphase. Parallel dazu entwickle ich den physischen Teil der Marke, damit sie auch ausserhalb der Bildschirme existiert: personalisierte Artikel, Druckerzeugnisse und anderes.

Gab es besondere mediale Aktionen oder Kampagnen, die dir dabei geholfen haben, deine Bekanntheit zu steigern?
Ja, durch einige Auftritte konnte ich ein breiteres Publikum erreichen. Wichtige Momente waren beispielsweise meine Auftritte beim Fernsehsender Nyon Région Télévisions. Dadurch habe ich eine starke lokale Sichtbarkeit erlangt. Abgesehen davon habe ich noch keine «Kampagne» im herkömmlichen Sinne lanciert. Einige Veröffentlichungen hatten jedoch eine echte Wirkung, vor allem, wenn sie von anderen Sportler*innen, Clubs oder sogar dem Verband geteilt wurden. Was meiner Meinung nach jedoch wirklich den Unterschied ausmacht, ist Regelmässigkeit. Konsistent und langfristig präsent zu sein, ist entscheidend für den Aufbau eines starken Images. So gewinnt man auf lange Sicht das Vertrauen der Follower, aber auch potenzieller Partner.

Eine Marke oder einen Ruf baut man nicht mit einem einzigen viralen Beitrag auf. Es ist die Gesamtheit der Arbeit, die Spuren hinterlässt.

Hier sind meine vier Auftritte bei Nyon Région Télévisions:
https://youtu.be/bTP9pvaiCLY
https://youtu.be/ieIOZag7hmw (9:22)
https://www.nrtv.ch/fais-voir-ta-region/fais-voir-ta-region-jeudi-20-fevrier-2025/
https://www.nrtv.ch/fais-voir-ta-region/fais-voir-ta-region-lundi-3-mars-2025/

Hast du Tipps für andere Athlet*innen, die ihre eigene Marke entwickeln möchten?
Zunächst einmal ist es wichtig, authentisch zu bleiben. Das ist meiner Meinung nach die Grundlage für alles. Selbst wenn man die schönste visuelle Identität der Welt schafft, spürt man, wenn sie nicht widerspiegelt, wer man wirklich ist.

Man sollte nicht versuchen, andere zu kopieren, sondern einen Kosmos entwickeln, das zur eigenen Persönlichkeit passt.

Ausserdem ist es wichtig, sich die Zeit zu nehmen, um die Grundlagen der visuellen Kommunikation zu erlernen. Ein grosses Budget ist nicht nötig und es ist auch nicht erforderlich, von Anfang an alles perfekt zu machen. Wenn man jedoch die Grundlagen wie grafische Kohärenz, Ästhetik und Lesbarkeit versteht, kann man sich von anderen abheben. Selbst wenn man jung ist und gerade erst anfängt, kann ein gepflegtes Image die Wahrnehmung, die andere von einem haben, völlig verändern. Schliesslich sollte man kleine Gesten nicht unterschätzen: einen gut durchdachten Beitrag, eine persönliche Nachricht oder ein Foto, das im richtigen Moment aufgenommen wurde.

Nähe, Liebe zum Detail und Regelmässigkeit sind mächtige Waffen. Und vor allem muss man sich trauen. Man lernt durch Ausprobieren und Testen.

Deine Website ist sehr gut gemacht und enthält auch einen Aufklärungsteil, der die verschiedenen olympischen Waffen beschreibt. Inwiefern hängt deine Eigenpromotion mit der Promotion des Säbelfechtens zusammen?
Beides hängt eng miteinander zusammen. Mir geht es nicht nur darum, meinen Werdegang oder meine Leistungen hervorzuheben. Vielmehr möchte ich mein Wissen weitergeben, Dinge erklären und Lust auf diesen Sport machen. Der Bildungsbereich der Website ist eine Möglichkeit, Fechten für diejenigen zugänglicher zu machen, die diesen Sport noch nicht kennen.

Konkret möchte ich den Säbel hervorheben, der oft die am wenigsten bekannte der drei Waffen ist.

Er ist schneller, explosiver und intuitiver, sobald man die Regeln verstanden hat. Indem ich mich mit meinen Gefechten, meinem Training und meinen Videos in diesem Kontext inszeniere, versuche ich, den Säbel auf eine andere Art und Weise zum Leben zu erwecken. Wenn meine persönliche Werbung dazu beitragen kann, ein anderes Bild von dieser Waffe zu vermitteln, dann ist das ein doppelter Gewinn.

Siehst du dich als Botschafter für das Säbelfechten?
Ja, bis zu einem gewissen Grad. Ich behaupte nicht, den gesamten Säbelsport zu repräsentieren, aber ich versuche, ihn bekannter zu machen und ihm ein dynamischeres Image zu verleihen.

Ich finde es wichtig, dass auch junge Sportler*innen diese Verantwortung übernehmen, denn wir sind die Gesichter, die andere zuerst sehen. Wenn wir auch nur ein oder zwei Menschen inspirieren können, diesen Sport für sich zu entdecken, dann haben wir schon etwas erreicht.

Partner und Sponsoren sind für alle Athlet*innen wichtig, um ihre sportliche Karriere voranzutreiben. Wie würdest du deine Aktivitäten in diesem Bereich beschreiben? Wo liegen die Herausforderungen?
Das ist eine Dimension, die ich nach und nach entwickle. Zunächst arbeite ich daran, ein seriöses und kohärentes Image zu schaffen, denn das ist es, worauf Sponsoren zuerst achten: Haben wir ein klares Projekt, eine Vision, eine Identität? Ich bereite auch Präsentationsunterlagen vor und denke über massgeschneiderte Kooperationsvorschläge nach, damit jeder Partner das Gefühl hat, in das Projekt integriert und nicht nur daran angehängt zu sein. Die grösste Herausforderung besteht darin, dass man als junger Athlet in einer Sportart, über die wenig berichtet wird, überzeugen muss, ohne unbedingt schon internationale Erfolge vorweisen zu können. Deshalb stelle ich das in den Vordergrund, was ich einzigartig machen kann: meine Fähigkeit, qualitativ hochwertige Inhalte zu erstellen, meine regelmässige Kommunikation, meine Nähe zu einer jungen und engagierten Community.

Das ist eine grundlegende Arbeit, die langwierig und schwierig sein kann, aber ich betrachte sie als einen wesentlichen Bestandteil meiner sportlichen Entwicklung.

Welche Rolle spielen internationale und lokale Fechtturniere sowie Community-Events in deiner Marketing- und Promotionsstrategie und bei der Suche nach finanzieller Unterstützung?
Turniere, egal ob lokal oder international, sind wichtige Momente. Erstens bieten sie natürliche Inhalte: Es gibt Spiele, Intensität, Emotionen und Bilder, die es einzufangen gilt. Zweitens ermöglichen sie es, Engagement, Beständigkeit und Entwicklung zu zeigen. Gemeinschaftsveranstaltungen spielen eine weitere Rolle: Sie ermöglichen es, vor Ort Kontakte zu knüpfen, potenzielle lokale Partner zu treffen und das Projekt in der Region zu verankern.

Für mich ist jede Veranstaltung eine Gelegenheit zur Kommunikation und ein Moment, um Unterstützung zu rechtfertigen, indem ich zeige, dass ich aktiv, präsent und engagiert bin und so eine solide Grundlage für die Beschaffung von Finanzmitteln schaffe.

Inwiefern unterstützt dich dein Club, der Cercle d’Escrime de Founex, bei deiner Karriereplanung und bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten?
Der Cercle d’Escrime de Founex ist eine wichtige Stütze in meiner Laufbahn. Seit meinen Anfängen bietet er mir einen soliden Rahmen, um zu trainieren, Fortschritte zu machen und nach Spitzenleistungen zu streben. Die technische Betreuung ist von hoher Qualität und das Umfeld des Clubs ermöglicht es mir, mich auf ein immer höheres Niveau zu entwickeln.

Was die Karriereplanung angeht, spielt der Club eine diskrete, aber wichtige Rolle: Er ermutigt mich, eigene Initiativen zu ergreifen und Projekte zu entwickeln, und unterstützt mich dabei, meinen Weg zu gehen, während er gleichzeitig hohe sportliche Anforderungen stellt. In finanzieller Hinsicht ist das Modell eher individuell ausgerichtet.

Es liegt an mir, mir Unterstützung aufzubauen und die notwendigen Ressourcen zu beschaffen, um voranzukommen. Der Club kümmert sich zwar nicht um diesen Aspekt, hat aber immer ein offenes Ohr und ist wohlwollend, was bereits eine echte moralische Unterstützung ist.

Welche Partner und Sponsoren würdest du dir wünschen, wenn du welche aussuchen könntest?
Wenn ich mir einen Partner aussuchen könnte, wäre ein Uhrenhersteller der absolute Traum. Es müsste eine ikonische, innovative Schweizer Marke sein, die Präzision, Eleganz und Leistung verkörpert. Werte, die dem Fechtsport sehr nahe stehen. Und wenn sich der Hauptsitz in der Nähe meines Wohnorts befinden würde, hätte dies auch eine starke lokale und symbolische Bedeutung. Eine Partnerschaft mit einem Uhrenhersteller wäre eine Gelegenheit, den Fechtsport durch eine Marke bekannt zu machen, die bereits weltweit Einfluss auf den Sport hat – insbesondere im Fussball oder Tennis. Das wäre ein starkes Signal: Auch der Fechtsport verdient es, auf dieser Ebene ins Rampenlicht gerückt zu werden.

Im Gegensatz zu Gönnern erwarten Sponsoren eine Gegenleistung für die von ihnen erworbenen Rechte. Was kannst du ihnen bieten?
Genau aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, eine echte Identität für LA Fencing aufzubauen. Durch die Schaffung einer Marke bieten wir Sponsoren eine klare, identifizierbare und attraktive Plattform. Das ist der springende Punkt. Ich kann Sichtbarkeit bieten: in den sozialen Netzwerken durch sorgfältig ausgewählte Inhalte, aber auch auf der Kleidung bei nationalen und internationalen Wettkämpfen sowie in den verschiedenen Medien, die ich rund um meine Karriere entwickle (Videos, Website, Bildkampagnen usw.). Da ich meine Kommunikation vollständig selbst kontrolliere, kann ich mich schnell an das anpassen, was die Marke hervorheben möchte.

Und zu guter Letzt: Was sind deine sportlichen Ziele? Und planst du bereits begleitende Marketing- und Kommunikationsmassnahmen?
Sportlich möchte ich mich auf nationaler und internationaler Ebene weiter verbessern, Podiumsplätze anstreben, in Elite-Strukturen integriert werden und meine grossen Ziele erreichen: die Teilnahme an Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und vielleicht sogar eines Tages an den Olympischen Spielen. Derzeit kümmere ich mich selbst um alles, was mit Marketing und Kommunikation zu tun hat. Ich baue mein Image Schritt für Schritt auf, indem ich Projekte wie LA Fencing entwickle oder Inhalte für die sozialen Netzwerke produziere. Das ist eine echte persönliche Investition, die mir sehr am Herzen liegt. Aber ich weiss auch, dass ich auf lange Sicht nicht alles alleine tragen kann. In Zukunft möchte ich mich mit Leuten umgeben, die mir diese Last abnehmen, damit ich mich mehr auf meine Leistung konzentrieren kann.

Die richtige Balance zwischen sportlicher Karriere und Sichtbarkeit zu finden, ist eine Herausforderung für sich, der ich mich auf intelligente Weise stellen möchte.

Tobias Bollmann

Präsident Zuger Fechtclub

Tobias, du bist Präsident des Zuger Fechtclubs. Wie bist du zu diesem Amt gekommen?
Tobias: Ich bin, wie wohl viele andere in vergleichbaren Positionen, in diese Rolle reingerutscht. Der damals abtretende Präsident fragte mich an und ich sagte zu. Ich begann meine erste Amtszeit im Jahr 2012 demnach ohne Vorstandserfahrung. Meine zweite Amtszeit, ich gab das Amt zwischenzeitlich ab, begann gleich. Erneut fragte mich der amtierende Präsident an und ich stimmte zu.

Der Zuger Fechtclub wurde 1951 gegründet und ist bis heute der einzige Fechtverein im Kanton Zug. Im Bereich Marketing und Kommunikation ist eine klare Positionierung essenziell. Kannst du in ein paar Sätzen formulieren, wer der Zuger Fechtclub heute ist und was ihn ausmacht?
Wir sind ein Ausbildungsverein, der sowohl den Breiten- als auch den Leistungssport fördert. Vom ersten Fechtschritt bis hin zu nationalen und internationalen Turnieren begleiten wir unsere Mitglieder auf ihrem Weg. Ziel ist es, den Fechtsport in Zug zu etablieren, Talente gezielt zu fördern und optimale Rahmenbedingungen für alle Mitglieder zu schaffen.

«Gemeinsam auf, neben und hinter der Piste schaffen wir ein Umfeld, in dem persönlicher Erfolg unvermeidlich ist.» Dieser Satz ist nicht nur Ausdruck eurer Werte, sondern auch ein Versprechen. Kannst du ihn für unsere Leserinnen und Leser ausführen?
Wichtig zu wissen ist, dass unsere Werte in Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedern entstanden. Die Ideen stammen praktisch alle von Mitgliedern.

Uns war wichtig, dass nicht der Vorstand irgendwelche Leitbilder definiert, sondern dass alle Mitglieder unsere Werte verstehen und umsetzen.

«Auf der Piste» umfasst das Fechten im eigentlichen Sinne. «Neben der Piste» beschreibt die notwendigen Rahmenbedingungen. Dazu gehören beispielsweise Trainer- und Schiedsrichterausbildung, Trainingsplanung etc. «Hinter der Piste» beinhaltet alle weiteren Vereinsaktivitäten wie Vereinsfeste- und -Anlässe, aber auch Vorstandsarbeiten wie Mitgliederverwaltung oder Sponsorensuche.

Ihr zählt heute rund 100 Mitglieder, davon sind zwei Drittel nicht einmal 20 Jahre alt. Ist das Ausdruck von eurer Strategie oder hat sich die Zusammensetzung einfach so ergeben?
Die aktuelle Mitgliederzusammensetzung ist Folge eines Mitgliederanstiegs, der vor ca. 10 Jahren begann. Fokus bei der Mitgliedergenerierung lag seit jeher bei den JuniorenInnen, so dass wir heute als Resultat die aktuelle Situation vorfinden.

Ihr bietet Anfängerkurse für junge und ältere Menschen an. Wie schwierig ist es, Erwachsene nach dem Schnupperkurs in die regelmässigen Trainings zu überführen, und welche Massnahmen ergreift ihr, um sie zu halten?
Während den Anfängerkursen findet eine enge Begleitung statt. Im regulären Trainingsbetrieb ist dies nicht mehr der Fall. Diese Herausforderung meistern wir, indem wir z.B. Gruppenübungen so gestalten, dass jedes Mitglied mit einem gleich starken Partner üben kann. Des Weiteren führten wir vor knapp einem Jahr einen neuen Trainingsblock ein, welcher nur von Erwachsenen besucht wird. Da sind unsere älteren Mitglieder unter sich. Die Integration Erwachsener in den Verein vereinfacht sich dadurch.

Breiten- und Leistungssport – ihr bietet Trainings für beide Bereiche an. Wie strukturiert ihr euer Angebot, um beiden gerecht zu werden, wo liegen die Herausforderungen und welche Rolle spielen die Eltern?
Leistungssport kann nur auf einer breiten Basis entstehen. Der Fokus muss deshalb stets auf der Breitensportförderung liegen. Einzelne Top-AthletInnen können aber eine Sogwirkung verursachen und Vorbilder für Jüngere sein. Deshalb hängen beide Bereiche voneinander ab.

Die grosse Herausforderung ist, allen Mitgliedern gerecht zu werden. Der Zuger Fechtclub bietet für alle zwei Trainings an.

Ambitionierte FechterInnen können aber in unserer Fördergruppe von zusätzlichen Unterstützungen profitieren. Dazu gehört z.B. der Besuch eines zusätzlichen Trainingsabends. Diese zusätzlichen Trainingsmöglichkeiten bringen aber auch Pflichten mit sich.

Die Eltern sind für junge FechterInnen sehr wichtig. Sie helfen Ihnen finanziell, bringen sie oft zu den Trainings oder an Turniere und helfen Ihnen mental, falls mal ein Turnier nicht wie gewünscht verläuft. Eltern können aber auch einen unglaublichen Druck auf die Kinder und Jugendlichen ausüben. Das sind sich viele Eltern teilweise gar nicht bewusst.

In Zusammenarbeit mit der Stadt Zug bietet ihr einen jährlichen Schulsportkurs für Kinder der 1. bis 6. Klasse an. Habt ihr bereits Erkenntnisse gewinnen können, inwiefern diese Kurse entscheidend dafür sind, ob diese Kinder nach den Kursen aktive Mitglieder in eurem Club werden?
Der Schulsportkurs in Zug wird bereits seit über 40 Jahren praktisch unverändert durchgeführt.

Eine klare Mehrheit unserer Mitglieder stammt aus dem Schulsport. Er ist deshalb die wichtigste Quelle für neue Mitglieder.

Der Kurs dauert ein Jahr und wird durch TrainierInnen des Zuger Fechtclubs geleitet. Das Trainerteam kann in diesen Monaten eine solide Grundbasis aufbauen. Die TeilnehmerInnen schnuppern zusätzlich erste Vereinsluft. Die Erfahrung zeigt, dass ein Übertritt und die anschliessende Integration dadurch stark vereinfacht sind.

Der Zuger Fechtclub gilt als einer der Schweizer Clubs, der über viel Know-how in der Durchführung von Turnieren verfügt: Challenge Hardy Stocker, Schweizer Meisterschaften der Elite und viele mehr. Welche Strategie steckt hinter eurer Turnierselektion und welche Turniere sind für euch als Club interessant?
Wir organisieren aus drei Gründen Turniere. Erstens, weil Turniere Gewinne abwerfen, welche für den Verein von grosser Wichtigkeit sind. Juniorenturniere erwirtschaften mehr Erträge und sind aus finanzieller Sicht lukrativer. Ein CNJ pro Jahr ist demnach fix budgetiert. Eine SM hat die Vorteile des Stellenwertes und kann deshalb z.B. im Sponsoring / Marketing eine wichtige Rolle einnehmen. Zweitens wollen wir Zuger FechtanfängerInnen mit einem Turnier in Zug eine tiefe Hürde in den Turniereinstieg ermöglichen. Viele unserer FechterInnen machten ihre erste Turniererfahrung in Zug. Drittens wollen wir der Schweizer Fechtszene auch etwas zurückgeben. Fehlende Wettkämpfe wäre verheerend für den Schweizer Fechtsport.

Wie wichtig sind diese Turniere für euren Club in Bezug auf Bekanntheit, Clubprofil, Mitgliedergewinnung, Teamwork und Attraktivität für Sponsoren?

Selbstverständlich gewinnen wir mit jedem Turnier an Bekanntheit und stehen ein wenig im Rampenlicht – national wie regional. Das macht uns attraktiv für Sponsoren.

Ein Turnier bietet aber auch die Gelegenheit, Behördenvertreter, Gönner und Sponsoren oder Ehrenmitglieder zusammenzubringen. Ich stelle auch fest, dass viele Eltern, welche uns an den Turnieren unterstützen, sich so besser kennenlernen. Das schafft Vertrauen und kann dazu führen, dass z.B. Fahrgemeinschaften an Turniere entstehen.

Die Turnierorganisation ist aufwändig und erfordert motivierte Helferinnen und Helfer. Wie schafft ihr es, genügend Freiwillige dafür zu gewinnen?
Wir kommunizieren sehr aktiv über unsere Turniere und die Erwartung, dass wir auf jede Hilfe angewiesen sind. Dies geschieht sowohl per Infomails wie auch durch persönliche Gespräche. Das führt dazu, dass den meisten Mitgliedern die Wichtigkeit ihrer Mithilfe bewusst ist. Letztendlich erstellen wir aber ganz pragmatisch einen Einsatzplan und haben in einem Reglement festgehalten, dass die Mithilfe obligatorisch ist.

Der Zuger Fechtclub kann auf eine beachtliche Anzahl an Sponsoren zählen. Wie genau sieht die Sponsorengewinnung aus?
Der Sponsor muss seine Gegenleistung kennen. Nur Wenige unterstützen einen Verein aus reinem Goodwill. Mit diesem Benefit kann potenziellen Sponsoren aufgezeigt werden, warum sich eine Unterstützung lohnt.

Es benötigt aber grundsätzlich persönliche Beziehungen und viel Zeit und Ausdauer muss vorhanden sein.

Welche Kanäle nutzt ihr hauptsächlich, um mit euren Mitgliedern und potenziellen Neumitgliedern zu kommunizieren?
Die meisten Informationen an die Mitglieder werden per Mail versendet. Einige davon werden parallel auf unserer Website publiziert. Die sozialen Medien verwenden wir hauptsächlich, um unseren Trainings- und Turnieralltag näher zu bringen – unseren Mitgliedern wie auch Aussenstehenden. Interessierte stossen über einen Bericht, einen Beitrag auf den sozialen Medien oder über persönliche Kontakte zu einem Mitglied zu uns. Der Austausch erfolgt dann jeweils via Mail, teilweise auch per Telefon.

Betreibt ihr gezielt Öffentlichkeitsarbeit, um das Interesse für das Fechten, die Turniere und für euch selbst zu fördern?
Da muss man zwei Arten unterscheiden: Öffentlichkeitsarbeit, welche eine breite Bevölkerung wahrnimmt und diejenige, welche hinter den Kulissen stattfindet und sich direkt an Behörden oder politische Entscheidungsträger richtet. Erstere liegt aktuell nicht in unserem Fokus, da wir seit längerem einen Mitgliederzuwachs verzeichnen.

Der Austausch mit der Stadt und dem Kanton Zug sowie deren Vertretern ist eine meiner Kernaufgaben. Nur dank diesen überaus guten Beziehungen konnten wir z.B. unsere Trainingszeiten in den letzten 5 Jahren nahezu verdoppeln oder dürfen 1 bis 2x pro Jahr ein Turnier in der Sporthalle Zug organisieren.

Wenn man sich eure Social-Media-Beiträge oder eure Website anschaut, hat man das Gefühl, dass bei euch das Team bzw. das Teamwork im Zentrum steht. Was zeichnet euer Team aus, und welche Vorteile und Herausforderungen siehst du in der Teamarbeit?
Entscheidend ist, dass vom Vorstand über das Trainerteam bis zu den Mitgliedern die Vereinswerte gelebt werden: Kampfgeist, Freundschaft, Fortschritt. Somit haben alle die gleichen Ziele. Das schweisst zusammen und führt dazu, dass man sich gegenseitig unterstützt, Neid erst gar nicht entsteht, man sich aber gegenseitig fordert und zu besseren Leistungen anstachelt. Diesen Zustand zu erhalten erfordert aber die konstante Anwendung der Werte, was nicht immer gleich einfach ist und viel Zeit und Ausdauer von allen benötigt.

Was unternimmst du, damit das Team motiviert bleibt?
Ich versuche mit gutem Beispiel voranzugehen. Das Sprichwort «der Fisch beginnt am Kopf zu stinken» nehme ich mir jeweils zu Herzen. Zusätzlich versuche ich stets auf Augenhöhe mit allen aufzutreten, so dass sich, egal ob Vorstandsmitglied oder Nachwuchstrainerin, jeder und jede ernst genommen wird.

Und zum Schluss noch eine letzte Frage: Welche Visionen hast du für den Zuger Fechtclub?
Ou, da gibt es viele. Die meisten jedoch sind wohl gar utopisch. Wenn ich dennoch ein konkretes Ziel nennen müsste, wäre es die Realisierung eines eigenen Fechtsaals im Raum Zug. Mir ist es aber wichtiger, gemäss dem Motto «Think big, start small» zu denken und handeln.

Das Fundament muss stark genug sein, um weitere Herausforderungen zu suchen und zu meistern. Deshalb darf der Zuger Fechtclub nie seine Grundwerte und DNA verlieren.

An dieser Vision arbeite ich jeden Tag und hoffe, dass meine NachfolgerInnen gleich denken und handeln.

Chiara Sbisa

Sales & Business Development Manager OYM

Chiara, zunächst möchte ich auf die Marke selbst zu sprechen kommen. OYM – «On Your Marks» – allein der Name ist eine Ansage! Was steckt hinter diesem kraftvollen, einprägsamen Namen?
Chiara: Der Name «On Your Marks» stammt aus dem Startkommando im Sport und bedeutet sinngemäss «Auf die Plätze» – ein Ausdruck für Konzentration, Bereitschaft und Höchstleistung im entscheidenden Moment. Genau das verkörpert OYM: hochspezialisierte Infrastrukturen für Athletiktraining, Rehabilitation, modernste Sport-Performance-Flächen und interdisziplinäre Forschung unter einem Dach.

Das OYM hat vor fünf Jahren in Cham seine Türen geöffnet und gilt seither als die modernste Einrichtung für Spitzensport in Europa – unsere Fechter*innen sind begeistert. In der Schweiz ist OYM bereits sehr gut etabliert. Wie ist die Situation im Ausland?
Auch international wächst das Interesse an OYM stetig. Wir betreuen bereits Athletinnen und Athleten aus verschiedenen Ländern. In diesem Sommer waren südafrikanische Sprinter zu Gast, bei der Rad-WM im vergangenen Jahr bereitete sich Tadej Pogačar und Team hier vor und während der diesjährigen Fussball-EM nutzte das schwedische Nationalteam unsere Infrastruktur. Unser Ziel ist es, OYM langfristig als internationale Referenz im Spitzensport zu etablieren.

Mit dem werbewirksamen Slogan «HEJ ZÄME» durftet ihr im Juni das schwedische Fussball-Frauen-Nationalteam begrüssen. Dieses hat während der UEFA Women’s Euro 2025 sein Basislager im OYM aufgeschlagen. Wie viel Aufwand steckt hinter einem solchen Besuch – von der Vorarbeit und dem Onboarding über die OYM-Leistungen bis hin zur Nachbearbeitung?
Das schwedische Nationalteam hat während seines Aufenthalts vor allem unsere Infrastruktur genutzt und hinter so einem Aufenthalt steckt viel Vorbereitung. Schon Monate im Voraus haben wir gemeinsam mit dem Team-Management die Abläufe geplant: von Trainingszeiten über Raumnutzung und der Verpflegung bis hin zur Logistik vor Ort. Insgesamt waren über 60 Spielerinnen und Staff-Mitglieder im OYM, dazu kamen täglich mehr als 30 Medienschaffende. Während des Turniers ging es darum, alles reibungslos zu koordinieren und flexibel auf kurzfristige Wünsche zu reagieren.

Nach der Abreise folgte die Nachbearbeitung, um Erfahrungen und Feedback festzuhalten. Der Aufwand war beachtlich, aber auch ein wertvoller Prozess, der uns auch in zukünftigen Projekten weiterbringt.

Inwiefern kann OYM von solchen Besuchen profitieren, abgesehen vom finanziellen Aspekt?
Solche Besuche sind eine wertvolle Gelegenheit, unsere Arbeit einem internationalen Publikum zu zeigen. Sie stärken unser Netzwerk im Spitzensport, bringen unsere Expertise in neue Länder und Sportarten. Zudem steigern sie die Sichtbarkeit von OYM.

Sowohl in den Medien als auch in der Sportwelt und unterstreichen unseren Anspruch, eine der führenden Adressen für Spitzenleistungen zu sein.

Welche Marketing- und Kommunikationsmassnahmen habt ihr definiert, um den Bekanntheitsgrad von OYM weiter zu steigern? Welche Rolle spielt dabei die Zusammenarbeit mit Athlet*innen, Verbänden und Organisationen, Medien sowie bekannten Persönlichkeiten aus Sport, Wirtschaft, Wissenschaft oder Politik?

Unser Fokus liegt klar auf den Athletinnen und Athleten – sie stehen im Zentrum von OYM und sind unsere stärksten Botschafterinnen und Botschafter.

Wir möchten noch mehr Einblicke hinter die Kulissen geben und zeigen, wie Training, Wissenschaft und Innovation bei uns zusammenwirken. Durch authentische Geschichten, die wir gemeinsam mit Athleteninnen und Athleten, Partnern und Medien teilen, wollen wir OYM nahbar machen und unsere Leidenschaft für Spitzenleistung sichtbar nach aussen tragen.

«Creating the perfect version of athletes.» Das klingt nach einer Vision, einer Mission und einem Versprechen. Um all dem gerecht zu werden, habt ihr vier Kernbereiche definiert: Athletic Training, Athlete Health Management, Nutrition und Research & Development. Jeder Bereich bündelt spannende Angebote für aktuell 15 unterschiedliche Sportarten. Inwiefern sind diese auf die einzelnen Sportarten und die Bedürfnisse der einzelnen Athlet*innen individualisierbar? Gibt es Angebote, die nicht individualisiert werden müssen, weil sie auf alles und alle passen?

Individualisierung ist bei uns der Schlüssel.

Jeder Athlet und jede Athletin bringt andere Voraussetzungen, Ziele und Belastungen mit, und genau darauf passen wir all unsere Trainings- und Betreuungskonzepte an – von Krafttraining über Reha bis hin zur Ernährung.

Das OYMC (OYM College) wurde 2018 gegründet. Es ermöglicht jungen Talenten, ihren Sport mit einer schulischen Ausbildung zu verbinden. Dabei werden die schulischen Aktivitäten rund um den Spitzensport koordiniert. Das ist ein sehr effektiver Weg, um die perfekte Version jedes Talents zu erschaffen. Gibt es bereits Erfolgsgeschichten in diesem Zusammenhang?
Ja, wir haben bereits einige Erfolgsgeschichten, die zeigen, wie effektiv die Verbindung von Sport und Schule am OYMC ist. Ein Beispiel sind Spielerinnen der Handball-Akademie, die dank der individuell abgestimmten Trainings- und Bildungsprogramme den Sprung ins Ausland geschafft haben. Sie profitieren von einer optimalen Vorbereitung auf sportliche Herausforderungen und gleichzeitig von einer fundierten schulischen Ausbildung.

Das OYMC wurde kürzlich von Swiss Olympic als «Swiss Olympic Sport School» zertifiziert. Was bedeutet diese Zertifizierung genau und welche Vorteile bringt sie mit sich?
Die Zertifizierung als Swiss Olympic Sport School ist eine wichtige Anerkennung der Arbeit des OYM Colleges. Sie bestätigt, dass das OYM College die hohen Qualitätsstandards von Swiss Olympic erfüllt, wenn es darum geht, Sport und Ausbildung optimal zu verbinden.

Für die Athletinnen und Athleten, die das OYM College besuchen, bedeutet das vor allem Planungssicherheit, eine offiziell anerkannte sportfreundliche Ausbildung und Zugang zu einem Netzwerk von Schweizer Spitzen- und Nachwuchssportstrukturen.

Für das OYM College selbst ist es zudem ein Gütesiegel, das seine Position als führende Institution in der Talentförderung weiter stärkt.

Swiss Fencing freut sich sehr über die durch die OYM Sports and Science Foundation ermöglichte Partnerschaft mit OYM. Die gemeinnützige Stiftung ist ein wertvolles Instrument, um den besten Talenten den Zugang zum OYM zu ermöglichen und sie dort ganzheitlich zu fördern. Wer hat die besten Chancen, dass sein Gesuch vom Stiftungsrat bewilligt wird? Welche Unterstützung kann gewährt werden?
Die gemeinnützige OYM Sports and Science Foundation will talentierte Sportlerinnen und Sportler fördern und ihnen den Zugang ins OYM ermöglichen. Entscheidend für eine Bewilligung durch den Stiftungsrat sind sportliche Leistung, Motivation und Engagement sowie die Bereitschaft, die ganzheitlichen Angebote von OYM zu nutzen.

Zusätzlich zu einer Spende kann eine Mitgliedschaft im exklusiven «OYM Circle» erworben werden. Könntest du bitte kurz ausführen, wie ihr diese Mitgliedschaft definiert, bewirbt und welche Vorteile sie den Förderern und OYM bringt?
Die Mitgliedschaft im exklusiven OYM Circle richtet sich an Personen und Unternehmen, die OYM langfristig unterstützen und gleichzeitig einen direkten Einblick in unsere Arbeit im Spitzensport erhalten möchten. Mitglieder profitieren von exklusiven Einblicken, Events und Projekten sowie von Networking-Möglichkeiten.

Für OYM bedeutet der OYM Circle nicht nur zusätzliche Unterstützung, sondern auch eine engere Vernetzung mit Förderern, die unsere Vision und Mission aktiv begleiten.

Und zu guter Letzt: Kannst du unseren Leser*innen einen kurzen Einblick geben, was OYM in den nächsten paar Jahren plant, um der Schweiz und vielleicht auch dem Ausland noch mehr von der exzellenten OYM-«Experience» zu bieten?
In den nächsten Jahren möchten wir noch mehr Athletinnen und Athleten an der OYM-«Experience» teilhaben lassen. Dabei wollen wir Athletinnen und Athleten, Partnern und Verbänden noch näher zeigen, was bei uns Tag für Tag entsteht – von unseren vier Kernkompetenzen bis zu den Innovationen aus unserer Forschung. Gleichzeitig bauen wir unser Netzwerk weiter aus und machen OYM Schritt für Schritt auch international sichtbarer. So werden die Leidenschaft und Exzellenz, die uns antreiben, nicht nur in der Schweiz, sondern auch darüber hinaus erlebbar.